Der Knopf in meinem Hirn …

Wir befinden uns mittlerweile auf der Zielgeraden. Wahnsinnig viel ist schon geschehen, wenn ich so an den Semesterbeginn vor dreieinhalb Monaten zurückdenke. Was ich in dieser Zeit alles gelernt habe … Angefangen beim richtigen Anschließen eines Steckbretts an den Arduino bis hin zum Lesen von Strickschriften.

Abgesehen davon, dass ich mein Schal/Tuch noch fertigmachen muss, sprich die ganze Elektronik geht noch ab, ist es jetzt aus zeittechnischen Gründen auch einfach erforderlich, dass ich über die Dokumentation des Projektes und die Ableitung einer Unterrichtsidee nachdenke. Und ganz ehrlich … beides wäre ja schon wieder je ein Projekt für sich und zweieinhalb Wochen vor Semesterende ist das halt leider nicht das einzige Projekt, das erledigt werden möchte und wie es so ist wenn EIN EINZIGER Kopf über dieses und jenes nachdenkt und Varianten durchspielt und Pro- und Kontralisten durchgeht und ToDo-Listen erstellt die obwohl man Punkte abarbeitet trotzdem irgendwie nicht kürzer werden und Pläne macht die man dann wieder ändert weil sie ja selten so aufgehen wie geplant wenn man dazu neigt den Zeitaufwand völlig unrealistisch einzuschätzen und wenn man dann auch noch über Themen nachdenken muss die an und für sich nur wenig miteinander zu tun haben wie zum Beispiel was man im letzten Praktikum warum gemacht hat oder wie man die Knöpfe am Schal/Tuch verkabeln muss damit es auch funktioniert oder wie die Beurteilungskriterien im Fach Werken aussehen könnten dann wenn man dann irgendwann einmal Lehrerin ist oder wie der Schalter im Schal/Tuch aussehen könnte damit man unkompliziert die LEDs ein- und ausschalten kann oder welche Lehren man aus dem Bildungsbericht 2015 zum Thema formative Leistungsbewertung zieht oder wann man eigentlich das letzten Mal seine Bettwäsche gewechselt hat und wo der optimale Platz für die Batterie im Schal/Tuch ist und ob es denn wieder mal an der Zeit ist das Klo zu putzen dann macht DIESER EINZIGE Kopf so eine wundervolle homogene Masse aus den ganzen Gedanken ungefähr genau so wie dieser Satz jetzt ist.

Oder weiß irgendwer noch, wie er begonnen hat?

Dass da nicht mehr viel Platz für Kreativität und Einfallsreichtum ist, brauche ich hoffentlich nicht näher erläutern.

Aber mit diesem Zustand gebe ich mich nicht zufrieden … zumindest nicht sehr lange. Irgendwann (also jetzt) fange ich an, der Sache auf den Grund zu gehen und Strategien zu entwickeln. Die Frage ist also warum fällt mir kein Titel für mein Schal/Tuch ein, warum kann ich mein Projekt nicht adäquat beschreiben und warum fällt es mir so schwer aus meinem Projekt eine Unterrichtsidee zu entwickeln.
(Ok, das war mehr als eine Frage.)

Aber ich habe eine Antwort:
Mein Schal/Tuch ist für den Unterricht nicht geeignet.
So einfach ist es.

Ganz im Ernst, ich werde NIE (und ich sage selten nie, aber in diesem Fall bin ich mir wirklich sehr sicher) in den zusammengelegten Werkunterricht einer österreichischen Regelschule spazieren und zu 15 bis 20 SchülerInnen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren sagen: „Freut euch auf die kommenden 6 Monate: Wir stricken ein Schal/Tuch mit 83.870 Maschen und weil wir dann so stolz darauf sind und uns mit dem Thema Sichtbarkeit in der Nacht beschäftigen, bauen wir danach noch LEDs ein, das dauert dann noch einmal rund ein Monat.“

NIE!

Ergo: Ich muss die beiden Sachen ein bisschen voneinander loslösen.

Und jetzt kommts:

Mein Schal/Tuch Projektergebnis sehe ich, ausgehend von der Überlegung nach einer Lösung für das Problem Sichtbarkeit und abgesehen von der wahnsinnig tollen persönlichen Erfahrung, als ein exklusives Kleidungsstück. Theoretisch kann man sich eines bei mir bestellen.
Ab € 1500 stricke ich jedes erdenkliche Muster in egal welcher Farbe.
Lieferzeit: 1 Monat.

Im Unterricht würde ich mit den SchülerInnen aber mit „readymades“ arbeiten und es mit Upcycling betiteln. Ich behaupte, dass jeder Teenie ein textiles Objekt zuhause hat, das sie oder er nicht mehr verwendet und das mittels Elektronik so aufgepimpt werden kann, dass es dann benützt und geschätzt wird. Angefangen von einer Haube, einem Schal, einem Tshirt, einem Armband, einem Haargummi, einem Gürtel, Schuhen, Bettwäsche bis hin zu einem Topfuntersetzer, der dann rot aufleuchtet, wenn man etwas Heißes daraufstellt.
Ich bin keine Freundin von Unterricht in dem alle SchülerInnen das Gleiche machen und das Endergebnis von 2/3 der Leute entweder direkt im Mistkübel oder zuhause in einer Lade landen. Ich möchte, dass meine zukünftigen SchülerInnen Sachen machen, die sie selbst für sinnvoll erachten. Um in diesem Fall so einen Unterricht anbieten zu können, braucht es einerseits anregende, angreifbare Beispiele und andererseits Fachwissen und Motivation der Lehrperson.
Das erste von vielen Beispielen, die hoffentlich noch folgen, habe ich mit meinem Schal bereits. Den Start in puncto Fachwissen hat diese Lehrveranstaltung gelegt und Motivation ist ganz viel vorhanden.

In diesem Sinne heute ein etwas längerer Beitrag um die komplexen Vorgänge in meinem Kopf zu erläutern.

Und all jenen, die den Beitrag wirklich bis hierher gelesen haben, verrate ich noch meine Strategie zum Thema Kloputzen:
In stressigen Zeiten putze ich es immer mittwochs, dann spare ich mir nämlich das Nachdenken darüber, ob es wieder mal an der Zeit ist.